13. Topik
Die Topik ist eine Technik, im Konkreten eine allgemeingültige Wahrheit zu finden. Solche ‚Gemeinplätze’ sind feststehende Argumentationshilfen. Ein Topos ist es beispielsweise, nach der Definition einer Sache zu fragen. „Was sind wir Menschen doch?“ fragt Gryphius in einem Gedicht. Und darauf folgt eine Reihe von Antworten: „ein Wohnhaus grimmer Schmerzen“, „ein Ball des falschen Glücks“, „ein Irrlicht dieser Zeit“, „ein Schauplatz herber Angst“. Gryphius hält sich also an den Topos der Definition (locus ex definitione). Nach dem selben Rezept kann man fragen: was ist das Glück? was ist die Welt? was ist die Liebe? Andere Topoi sind die Beschreibung der Einzelteile (enumeratio partium) oder die Ausdeutung des Namens (locus notationis). In einem Liebesgedicht können beispielsweise die Körperteile der Geliebten einzeln gelobt werden; oder die wörtliche Bedeutung ihres Namens wird erklärt und auf ihre Person gedeutet. Die Kunst des Poeten liegt nun darin, daß er alle Möglichkeiten, die in einer Sache liegen, erkennt und ausschöpft. Dazu muß er die bekannten Topoi angemessen verwenden. Ein solcher Topos kann natürlich leicht zum trivialen Gemeinplatz (locus communis) werden: „das Leben ist kurz“ oder dergleichen. Wichtig ist aber, daß es dem Barockpoeten niemals nur um die konkrete Situation geht, sondern immer auch um die allgemeine Idee, die dahinter steht. Er will nicht seine privaten Erfahrungen ausdrücken, sondern das Typische an ihnen. Wenn der Dichter das Verderben einer Frucht oder den Tod eines Menschen beschreibt, dann geht es ihm nicht um diese Frucht oder diesen Menschen, sondern um die Vergänglichkeit selbst.
Aufgabe 13
Erklären Sie die praktischen Möglichkeiten der Topik für die Dichtung!