Navigation überspringen

Anhang 4.1b

4.1b,

Verfremdung ist ein allgemeiner künstlerischer, vor allem literarischer Darstellungsmodus, der zu den wichtigsten ästhetischen Kategorien der Moderne gehört. Im weitesten Sinne begreift man darunter die Darstellung vertrauter Einrichtungen oder Vorgänge in einer ungewohnten, überraschenden Sicht." Verfremdung verbindet eine "ästhetische Wahrnehmungstheorie mit Ansätzen einer Innovationspoetik". Nach der Theorie der Verfremdung besteht die Aufgabe der (Kunst) Literatur darin, die automatische Wahrnehmung zu stören, Wiedererkennung zu erschweren und dadurch Irritation auszulösen. Der Künstler nimmt das zu Verfremdende aus seinem gewöhnlichen Kontext heraus, situiert es in einer anderen Bedeutungsreihe. Durch diese Technik wird das „Seltsammachen" der bekannten Dinge erreicht. Geschehen kann dies durch eine künstlich gesetzte Perspektive (z.B. Hund, Sicht des Kindes, Außenseiter etc.), so, dass Gewohnheiten, Normen, gesellschaftliche Einrichtungen ihre Selbstverständlichkeit, ihre vermeintliche Natürlichkeit verlieren. Diese Dekontextualisierung führt zu einem neuen Sehen, was erkenntnisfördernd ist.

(nach Dieter Borchmeyer u. Viktor Zmegac: Moderne Literatur in Grundbegriffen, Tübingen, 1994, S. 453-457, Zit.: 453.)