3. Semantik der Konjunktionen
3. Semantik der Konjunktionen
Als Sprachlerner neigt man vielleicht dazu, den semantischen Eigenschaften, d.h. der Bedeutung der Konjunktionen, nicht viel Wichtigkeit beizumessen. Das geschieht wahrscheinlich deshalb, weil es in der Muttersprache und in den bereits gelernten Fremdsprachen viele Konjunktionen mit identischer (oder beinahe identischer) Bedeutung gibt: ung. és, dt. und, eng. and, fr. et; ung. vagy, dt. oder, eng. or, fr. ou; ung. hogy, dt. dass, eng. that, fr. que. Wie wichtig die Konjunktionen bei der Herstellung und Kennzeichnung von Sinnzusammenhängen sind, haben wir am Textbeispiel gesehen. Sie verdeutlichen die Zusammenhänge, die zwischen den verknüpften Einheiten bestehen. Dass es nicht gleichgültig ist, welche Konjunktion verwendet wird, sieht man an einem einfachen Beispielpaar:
Ich esse die Suppe und den Braten.
Ich esse die Suppe oder den Braten.
Die Sätze unterscheiden sich formal gesehen nur in der Konjunktion, die Bedeutung ist aber unterschiedlich.
Die Konjunktionen können verschiedene Relationen zwischen den verknüpften Einheiten kennzeichnen. Nach ihrer Bedeutung lassen sich die Konjunktionen und Konjunktionaladverbien in verschiedene Gruppen untergliedern, wie das aus der folgenden Tabelle zu entnehmen ist:
Bedeutung |
Nebenordnende Konjunktion |
Konjunktional- adverb |
Unterordnende Konjunktion |
Beispiele |
neutral |
und, sowohl … als auch, nicht nur … sondern auch, beziehungsweise, das heißt |
auch, außerdem, darüber hinaus, ferner, zudem, weder … noch |
dass, ob |
Er geht nach Hause und liest Zeitung. Er kauft zwei Bücher, außerdem kauft er 3 CDs. Er fragt, ob er zur Party kommen darf. |
adversativ (entgegensetzend) |
aber, doch, sondern |
hingegen, dagegen, vielmehr, jedoch freilich, zwar … aber |
während, anstatt dass / anstatt … zu; insofern, als außer dass |
Gestern war das Wetter schön, aber heute regnet es. Gestern war das Wetter schön, heute jedoch regnet es. Während gestern das Wetter schön war, regnet es heute. |
disjunktiv (zur Wahl stellend) |
oder, entweder … oder |
sonst, andernfalls |
Ich fahre mit dem Bus, oder ich nehme ein Taxi. Man muss ihm helfen, sonst wird er krank. |
|
kausal (den Grund angebend) |
denn |
nämlich |
weil, da |
Er kommt nicht, denn er ist krank. Er kommt nicht, er ist nämlich krank. Er kommt nicht, weil er krank ist. |
temporal (die Zeit angebend) |
davor, danach, währenddessen |
wenn, als, seitdem, während, solange, nachdem, bis, bevor |
Sie hatte sich hübsch angezogen, danach ging sie ins Theater. Nachdem sie sich hübsch angezogen hatte, ging sie ins Theater. |
|
konsekutiv (eine Folge bezeichnend) |
also, folglich, daher, darum, demnach, deshalb, deswegen, mithin, soweit, infolgedessen |
so dass |
Er wurde verletzt, folglich musste er ins Krankenhaus eingeliefert werden. Er wurde verletzt, so dass er ins Krankenhaus eingeliefert werden musste. |
|
konzessiv (einräumend) |
trotzdem, dessen ungeachtet, dennoch, immerhin, allerdings |
obwohl, obgleich, wenngleich |
Das Wasser ist sehr kalt, trotzdem geht er schwimmen. Obwohl das Wasser sehr kalt ist, geht er schwimmen. |
|
konditional (eine Bedingung angeben) |
wenn, falls |
Wenn das Wetter schön wäre, würden wir einen Ausflug machen. |
||
modal (die Art und Weise angebend) |
indem, ohne dass / ohne … zu |
Er löste sein Problem, indem er sich Hilfe beschaffte. |
||
vergleichend |
als, wie, als ob /als wenn, je … desto/umso, je nachdem + Fragewort |
Die Krankheit war harmloser, als man erwartet hatte. Er tut so, als ob er nichts gehört hätte. Je mehr Leute hereinkamen, desto lauter wurde es. Je nachdem, wie das Wetter wird, gehen wir aus oder bleiben wir zu Hause. |
||
final (Ziel / Zweck angebend) |
damit, um … zu |
Er beeilt sich, damit er den Zug erreicht. Er beeilt sich, um den Zug zu erreichen. |