Kinderbücher früher und heute II.
Heute gehören die Werke in den Bereich der Kinderliteratur, deren Adressat das Kind ist, ein kinderliterarisches Werk zeichnet sich dementsprechend durch die Akkomodation und Adaptation gegenüber seinem Leser aus. Die Akkomodation kann sich auf die sprachlichen, formellen und stilistischen Ebenen beziehen oder vielleicht nur auf die Art der Darstellung (Ewers, 2012). Das Lesen eines jeden literarischen Werkes ist ein spezifischer Kommunikationsprozess, wobei die Rezeption des Werkes davon abhängt, ob die Nachricht den Adressaten, in unserem Fall das Kind, erreicht. So gesehen, bildet ein Werk der Kinderliteratur einen Teil der Kommunikation, wird nach der Struktur der Kommunikation aufgebaut und repräsentiert einen Teil der Wahrheit. Die Adaptation und Akkomodation gegenüber dem Leser erscheinen in den Werken der Kinderliteratur auch im Hinblick auf die Erfahrungen der Leser, nämlich welche erforderlich sind, um den sprachlichen Kod zu verstehen und zu interpretieren (N. Horváth, 2011:136).
Die Texte der Kinderliteratur führen die Kinder in die Regeln des literarischen Systems ein, doch um das literarische Lernen zu sichern, müssen sie einige Bedingungen erfüllen. Den Texteigenschaften nach kann die Manifestation der Einfachheit in diesen literarischen Werken festgestellt werden, denn es reicht nicht ein Werk an Kinder zu schreiben, sie müssen auch für die Kinder interpretierbar sein. So betrachtet, gehört zwar die Kinderliteratur zur Welt- und Nationalliteratur, aber gerade durch diese ihrer Merkmale und Charakterzüge wird sie von ihnen abgegrenzt und für die Kinder akzeptabel gemacht. Denn zu den Eigenschaften der Werke, die für Kinder entstanden, von ihnen gelesen oder ihnen vorgelesen werden, gehört der Humor, dass das Gute und das Böse eindeutig voneinander getrennt auftreten, sowie dass sie positiv enden. Aus diesem Grunde erscheint in ihnen immer der Optimismus, die Lebensbejahung, was aber ein bisschen Traurigkeit durchaus ertragen kann. Ab und zu erscheint die Unmöglichkeit, denn zwar schützt die Kinderliteratur die Welt der Kinder, aber sie darf die Kinder im Bezug auf die Gesetze des Lebens, der Geschichte und der Natur nicht täuschen. Sie darf nicht langweilig sein, auch dann nicht, wenn Werte vermittelt werden.
Passt ganz besonders auf den richtigen Sprachgebrauch auf,
denn während ein Kind liest oder ihm vorgelesen wird, lernt es dabei unbewusst
auch die Sprache, sein Wortschatz, seine Ausdrucksweise entwickeln sich. Die
Schönheit der Sprache erscheint in den prosaischen, noch prägnanter vielleicht
aber in den lyrischen Texten (Melodie, Rhythmus). Wenn sich der Text an den Erfahrungshorizont
des Kindes und an seine Alterstümlichkeiten angepasst wird, so entwickelt sich
auch sein Identitätsbewusstsein. Gerade aus diesem Grund ist die Frage, für wen
das Werk eigentlich geschrieben wurde oder ob es nur einfach entstand, in der
Kinderliteratur von grundlegender Bedeutung. Wurde sie tatsächlich für Kinder
geschrieben oder für Erwachsenen und dann adaptiert?