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3.2. Strategien in der Festigungsphase

 

In der Festigungsphase geht es um Strategien, die beim Einüben bereits bekannter aber noch nicht automatisierter Strukturen eine wichtige Rolle spielen. Auch in dieser Phase können Texte gut verwendet werden. Aktuelle, für Deutschlerner gekürzte geschriebene Texte und Hörtexte sind u.a. auf der Web-Seite von „Schulen Partner der Zukunft“ unter „Magazin“ zu finden (http://www.pasch-net.de/). In der Übungsphase sucht man beim Lesen bewusst nach jenen Stellen, die zeigen, wie bekannte grammatische Regularitäten in Texten präsent sind. Das wiederholte und bewusste Antreffen der jeweiligen grammatischen Struktur soll dazu beitragen, dass die Struktur im Gedächtnis haften bleibt. Auch literarische Texte eignen sich dazu, gezielt grammatische Phänomene zu beobachten. In dem folgenden Gedicht von Erich Kästner sehen wir z. B. Verben im Präteritum. Das Gedicht können wir auf der Web-Seite „Gesprochene deutsche Lyrik“ auch anhören: (http://www.deutschelyrik.de/index.php/sachliche-romanze.html).

Erich Kästner: Sachliche Romanze

Als sie einander acht Jahre kannten
(und man darf sagen: sie kannten sich gut)
kam ihre Liebe plötzlich abhanden.
Wie andern Leuten ein Stock oder Hut.

Sie waren traurig, betrugen sich heiter,
versuchten Küsse, als ob nichts sei,
und sahen sich an und wussten nicht weiter.
Da weinte sie schließlich. Und er stand dabei.

Vom Fenster aus konnte man Schiffen winken.
Er sagte, es wäre schon Viertel nach vier
und Zeit, irgendwo Kaffee zu trinken.
Nebenan übte ein Mensch Klavier.

Sie gingen ins kleinste Café am Ort
und rührten in ihren Tassen.
Am Abend saßen sie immer noch dort.
Sie saßen allein, und sie sprachen kein Wort
und konnten es einfach nicht fassen.

Eine weitere Technik ist, Visualisierungen (Symbole, Farben, Zeichnungen) als Lernhilfe zu erstellen. Da unser Gedächtnis weitgehend mit Bildern arbeitet, ist eine visualisierte Darstellung grammatischer Strukturen höchstwahrscheinlich einprägsam. Diese Strategie soll vorwiegend bei visuellen Lerntypen greifen. So kann man z. B. Verbteile eines trennbaren Verbs durch eine konkret gezeichnete oder mental vorgestellte Brücke miteinander verbinden.

Ein weiteres Beispiel zur Visualisierung ist aus dem Bereich der Genuszuweisung. Eine semantische Regel sagt, dass die Bezeichnungen aller Jahreszeiten maskulin sind. Was kann man tun, wenn man diese Regel erlebnisvoll erlernen möchte. Es ist z. B. hilfreich, die Jahreszeiten mit einem Mann in Verbindung zu bringen. Verbindet man kognitiv die Wörter „Herbst, Winter, Frühling und Sommer“ mit jenen Gemälden von Arcimboldo, die diese Jahreszeiten darstellen, bekommt das Gedächtnis eine außersprachliche Stütze. Das Heranziehen ungewöhnlicher Bilder aktiviert mehrere Gehirnareale, wodurch mit einer höheren Vernetzung das Gelernte langfristig tiefer im Gedächtnis verankert wird (siehe google Bilder: Arcimboldo, Guiseppe: „Herbst“). Oder kennen Sie „Die vier Jahreszeiten“ von Vivaldi? (siehe youtube: Vivaldi)

Weniger spektakuläre, aber doch gute Beispiele für einfache visuelle Darstellungen sind Tabellen. Die selbst erstellte oder öfters abgeschriebene tabellarische Darstellung z. B. eines Konjugationsparadigmas, kann sich nachhaltig auf die richtige Formverwendung auswirken, weil die eingeprägte Tabelle als Monitor (Kontrollinstanz) dem Lerner in seinem Gedächtnis zur Verfügung steht.

Eine weitere kognitive Strategie in der Festigungsphase bilden Merksätze oder Merksprüche, die auch „mnemotechnische Methoden“ genannt werden. Zur Erleichterung des Genuserwerbs werden z. B. Pseudowörter aus den Wortbildungssuffixen zusammengestellt. Ein möglicher Merkspruch (Eselsbrücke) ist der folgende:

„Herr Ig-ling-or-is-mus und Frau Heit-ung-keit-ei-schaft-ion fahren mit ihrem Kind Tum-chen-ma-met-um in den Urlaub“ (Opdenhoff 2009: S. 32).

Es wird empfohlen, sich solche Merksätze einzuprägen oder individuelle Mnemotechniken zu erfinden. Es lohnt sich auf jeden Fall für Lerntypen, die mit Merksätzen effektiv lernen können, oder für neue Techniken offen sind, den obigen Merksatz zur Genuszuweisung auszuprobieren.

Eine plausible und allgemein bekannte Strategie zum Grammatikerwerb ist, Übungen durchzuarbeiten. Gedruckte oder elektronische Übungsgrammatiken bieten dazu reichlich Übungen an.

3. Aufgabe

Interaktive grammatische Übungen ausprobieren
Auf der Webseite „LearningApps" der Pädagogischen Hochschule Bern können kostenlos interaktive grammatische Übungen gemacht werden: http://learningapps.org/
Suchen wir zum Beispiel Übungen zum Perfekt!

4. Aufgabe

a) Kennen Sie weitere empfehlenswerte Seiten, wo man interaktiv Grammatik üben kann? Geben Sie die Adresse und eine kurze Beschreibung an! Tauschen Sie sich untereinander darüber aus, welche Seiten besonders effektiv sind!

b) Wenn Sie keine Onlineübungen für Grammatik kennen, können Sie grammatische Übungen zu Lehrwerken (z. B. ASPEKTE C1) auf der Webseite vom Langenscheidt Verlag finden. Weitere Möglichkeiten zum Üben bietet z. B. der Schubertverlag:
http://aufgaben.schubert-verlag.de/

 

Nicht nur von Lehrenden angefertigte Übungen können verwendet werden, sondern man kann auch welche selbst verfassen.
Es wirkt motivierend, wenn Lerner für sich selbst oder für einander Übungen erstellen.
Zum Erstellen interaktiver Aufgaben siehe z. B. die Autorensoftware „hot potatoes" (http://www.hotpotatoes.de/).

Die Effektivität von selbst erstellten Übungen kann dadurch gesteigert werden, dass nicht nur an „sinnfreien" Sätzen, sondern vor allem an interessanten Texten geübt wird. Übungen lassen sich in der digitalisierten Welt leicht selbst machen, da uns authentische Texte zur Verfügung stehen. Wir nehmen einen Text nach unserem Interesse z. B. im Internet, lesen ihn durch und verwenden ihn als Grundlage zur Übung. Die Texte können Zeitungstexte, literarische Texte oder auch Liedtexte sein. Man kann z. B. Lückentexte zum Üben von Adjektivdeklination erstellen, indem man die Endungen weglässt. So ist die Aufgabe 5 entstanden.

5. Aufgabe, a) Texte lesen

a) Wählen Sie mindestens einen Text von A, B, C! Lesen Sie die Überschrift! Überlegen Sie kurz, was wohl im Text stehen wird! Lesen Sie den Text!

A) Forscher machen bedeutenden Schritt auf der Suche nach Exoplaneten

Astronomen haben in einem Doppelsternsystem eine spannende Entdeckung gemacht. Sie beobachteten ein Phänomen, das es ermöglichte, eine kleine Scheibe am Leben zu erhalten, in der Planeten entstehen könnten. Dieser Fund ist von entscheidender Bedeutung für die Suche nach Exoplaneten. (Focus 04.11.2014)

B) So bleibt das Gehirn bis ins hohe Alter fit

Ob Tizian, Sokrates oder Leonardo da Vinci – sie alle hatten eines gemeinsam: Sie waren bis ins hohe Alter intellektuell sehr rege. Nun gibt es erste Hinweise, was die grauen Zellen fit halten kann.

Weltweit steigt die Zahl älterer Menschen und in vielen Ländern auch ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung. Eine Herausforderung alternder Gesellschaften sind degenerative Hirnerkrankungen wie Demenzen. (Die Welt 31.10.2014)

C) Was Bananenschalen so rutschig macht

Japanische Forscher haben den Reibungskoeffizienten von frischen Bananenschalen gemessen. Sie sind tatsächlich deutlich rutschiger als anderes Obst. Den Grund dafür fanden sie mit einem Mikroskop.

Das Ausrutschen auf einer Bananenschale ist ein Klassiker – in der Unfallstatistik ebenso wie in Comics oder Slapstick-Filmen. Dass auf dem Boden liegende Bananenschalen extrem rutschig sind, ist im kollektiven Bewusstsein aller Bananen essenden Völker tief verankert.

Umso überraschender ist es, dass das Phänomen der rutschigen Bananenschale bislang von der Wissenschaft hartnäckig übersehen worden ist. Wie rutschig sind die gelben Dinger tatsächlich? Oder wissenschaftlich ausgedrückt: Wie groß oder klein ist hier der Reibungskoeffizient? (Die Welt 21.10.2014)

5. Aufgabe b) Lückentexte

Üben Sie Adjektivdeklination und Artikelgebrauch, indem Sie die Lücken füllen! Arbeiten Sie mit einem Partner und begründen Sie jeweils die eingetragene Endung!

A) Forscher machen bedeutend Schritt auf der Suche nach Exoplaneten

Astronomen haben in einem Doppelsternsystem ein spannend Entdeckung gemacht. Sie beobachteten ein Phänomen, das es ermöglichte, eine klein Scheibe am Leben zu erhalten, in der Planeten entstehen könnten. Dies Fund ist von entscheidend Bedeutung für die Suche nach Exoplaneten. (Focus 04.11.2014)

B) So bleibt d Gehirn bis ins hoh Alter fit

Ob Tizian, Sokrates oder Leonardo da Vinci – sie alle hatten eines gemeinsam: Sie waren bis ins hoh Alter intellektuell sehr rege. Nun gibt es erste Hinweise, was die grau Zellen fit halten kann.

Weltweit steigt die Zahl älter Menschen und in viel Länder auch ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung. Eine Herausforderung alternd Gesellschaften sind degenerativ Hirnerkrankungen wie Demenzen. (Die Welt 31.10.2014)

C) Was Bananenschalen so rutschig macht

Japanisch Forscher haben den Reibungskoeffizienten von frischen Bananenschalen gemessen. Sie sind tatsächlich deutlich rutschig als anderes Obst. Den Grund dafür fanden sie mit einem Mikroskop.

Ausrutschen auf einer Bananenschale ist ein Klassiker – in d Unfallstatistik ebenso wie in Comics oder Slapstick-Filmen. Dass auf dem Boden liegend Bananenschalen extrem rutschig sind, ist im kollektiven Bewusstsein aller Bananen essenden Völker tief verankert.

Umso überraschender ist es, dass das Phänomen der rutschig Bananenschale bislang von der Wissenschaft hartnäckig übersehen worden ist. Wie rutschig sind d gelb Dinger tatsächlich? Oder wissenschaftlich ausgedrückt: Wie groß oder klein ist hier der Reibungskoeffizient? (Die Welt 21.10.2014)

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Songtexte als Lerntexte verwenden

Musikliebhaber arbeiten gern mit Liedtexten. Wenn sie sich selbst Übungen zu Songtexten erstellen, haben sie den Vorteil, dass sie bei der Grammatikarbeit immer wieder Lieder hören, die ihnen gefallen. Finden Sie Gefallen an der Aufgabe 6 oder wäre eine andere Musikrichtung passender?

6. Aufgabe

Mit Liedern Deutsch üben, z. B.  mit Wise Guys: „Nur für dich“

a) Hören Sie sich das Lied an! Bilder helfen beim Textverstehen.

https://www.youtube.com/watch?v=6SGm4kOURwc

b) Das Lied wird auch als Lückentext angeboten, mit dem wir die Fertigkeit „Hörverstehen“ trainieren können.

http://lyricstraining.com/play/wise_guys/nur_fur_dich/H6w0ZDLm16#b7!

 

Verwenden wir Songtexte als Lerntexte! Wir nehmen exemplarisch das Lied „Nur für dich". Falls Ihnen die Stilrichtung nicht gefällt, können Sie frei ein anders deutschsprachiges Lied aussuchen. Songtexte als Lerntexte verwenden heißt, dass wir die Lieder nicht nur anhören, sondern mit ihnen bewusst sprachliche Strukturen einüben. Songtexte zeigen wie alle Texte grammatische Phänomene im Sprachgebrauch. Wir können im Text verschiedene Wortarten erkennen und uns ihre Formen bewusst machen. Aufgabe 7 zeigt Beispiele zur Verwendung eines Songtextes zu grammatischen Übungen.