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3. Rektion und Bedeutung der Präpositonen

 

Im heutigen Deutsch gibt es über 100 Präpositionen. Man kann sich denken, dass sie nicht mit der gleichen Häufigkeit verwendet werden. Es gibt eine relativ kleine Gruppe von Präpositionen, die sehr häufig verwendet werden: in, an, auf, mit, vor, von, zu, für usw. Sie sind gleichzeitig auch die sprachgeschichtlich ältesten Präpositionen. Bei einigen von ihnen können wir auch heute noch erkennen, dass sie aus Adverbien entstanden sind, wie in aus innen; bei vielen aber nicht mehr. Diese alten Präpositionen regieren den Akkusativ oder den Dativ.

Es gibt auch eine vergleichsweise größere Gruppe von Präpositionen, die seltener verwendet werden. Sie sind auch nicht so alt wie die Präpositionen der ersten Gruppe: mittels, infolge, außerhalb, anhand usw. Bei ihnen erkennen wir relativ leicht die Wörter (Substantive, Adjektive, Partizipien) oder Wortgruppen, aus denen sie entstanden sind: Mittelmittels; in (der) Folge infolge. Diese Präpositionen regieren in der Regel den Genitiv.

Die folgende Tabelle enthält einen Überblick über die Rektion der wichtigsten Präpositionen (einschließlich des als auch Postposition auftretenden „entlang“ und des als Cirkumposition auftretenden „um … willen):

mit Akkusativ mit Dativ mit Genitiv mit Akkusativ oder Dativ
bis
für
durch
gegen
ohne
um
wider
entlang
aus
ab
außer
bei
dank
entgegen
gegenüber
gemäß
mit
nach
seit
von
zu
laut
wegen
entlang
abseits
angesichts
anhand
anlässlich
anstatt
anstelle
aufgrund
außerhalb
bezüglich
hinsichtlich
infolge
innerhalb
mangels
seitens
statt
trotz
um … willen
ungeachtet
während
wegen
entlang
an
auf
in
hinter
unter
über
vor
zwischen
neben

Wir sehen, dass es Präpositonen gibt, die in mehreren Spalten aufgeführt werden: Wegen stand ursprünglich mit Genitiv, es wird aber immer häufiger mit Dativ verwendet. Entlang kann sogar mit drei Kasus stehen. Die Kasuswahl wird zum Teil von seiner Position bestimmt, entlang kann nämlich sowohl vorangestellt als auch nachgestellt werden. Bei Voranstellung kann Dativ oder Genitiv verwendet werden: entlang dem Fluss/des Flusses, bei Nachstellung nur Akkusativ: den Fluss entlang. Auf die Präpositionen in der letzten Spalte kommen wir später noch zurück.

Die Präpositionen haben keine lexikalische Bedeutung, sie können aber unterschiedliche inhaltliche Beziehungen ausdrücken. Danach lassen sich vier große Gruppen unterscheiden:

lokal: auf dem Stuhl, nach Deutschland
temporal: seit letzter Woche, an diesem Tag
modal: mit dem Schlüssel, auf diese Weise
kausal: wegen der Schneefälle, aus Angst

Des Weiteren können wir von neutralen oder leeren Präpositionen sprechen. Neutrale Präpositionen kommen nur als Rektion (von Verben, Substantiven oder Adjektiven) vor: sich auf die Ferien freuen, über gute Sprachkenntnisse verfügen. Man sieht, dass in diesen Fällen die ursprüngliche lokale/modale usw. Bedeutung der Präpositionen nicht mehr vorhanden ist.

Viele von den alten Präpositionen können mehrere dieser Verhältnisse kennzeichnen:

in: in den Wald (lokal) – in drei Wochen (temporal) – in roter Farbe (modal) – sich in jemanden verlieben (neutral)

nach: nach Italien (lokal) – nach dem Essen (temporal) – es riecht nach Öl (neutral)

Aufgabe 1

Setzen Sie die Liste fort!

 

Die ungarischen Kasussuffixe und Postpositionen funktionieren auf eine ähnliche Weise. Wir erkennen in der Regel die Wörter nicht mehr, aus denen sie entstanden sind, und können auch keine lexikalische Bedeutung angeben. Das Suffix -ban/-ben stammt z.B. aus dem Wort bél und hatte als Suffix ursprünglich eine lokale Bedeutung: a házban (‚im Haus‘). Es kann aber auch temporal verwendet werden: 1989-ben (‚1989‘). Ferner kommt es als Rektion vor, in diesem Fall ist es aber neutral: Hisz az ufók létezésében (Er glaubt an die Existenz von UFOs‘). Wie an den deutschen Übersetzungen der ungarischen Beispiele zu sehen entsprechen die ungarischen Kasussuffixe und die deutschen Kasus und Präpositionen einander nicht eins zu eins. Das ist der Grund dafür, warum wir als Deutschlernende die Gebrauchsweisen der Präpositionen einzeln lernen müssen.

Jetzt können wir uns die Präpositionen in der letzten Spalte der Tabelle genauer anschauen. Das sind die Präpositionen, die sowohl mit Akkusativ als auch mit Dativ stehen können. Die Wahl ist aber nicht frei, sie hängt von der Bedeutung der ganzen Präpositionalgruppe ab. Wir sehen, dass es Präpositionen sind, die (auch) lokale Verhältnisse ausdrücken. Sie können eine Lage oder eine Richtung bezeichnen. Wenn diese Präpositionen eine Richtung bezeichnen (Frage: Wohin?), dann stehen sie mit dem Akkusativ:

Wir gingen in die Stadt.

Wenn sie aber eine Lage bezeichnen (Frage: wo?), stehen sie mit dem Dativ:

Wir waren in der Stadt.

2. Aufgabe

Tragen Sie die angegebenen Präpositionen in die richtige Spalte der Tabelle ein!

ab, an, anhand, anlässlich, anstatt, auf, aufgrund, aus, außer, außerhalb, bei, bis, dank, durch, entgegen, für, gegen, gegenüber, hinter, in, infolge, innerhalb, jenseits, mangels, mit, nach, neben, oberhalb, ohne, seit, statt, über, um, ungeachtet, unter, von, vor, während, wegen, zu, zwischen

mit Akkusativ mit Dativ mit Genitiv mit Akkusativ oder Dativ












Aufgabe 3

Lösen Sie den ersten Teil der folgenden Aufgabe! Es geht um die Rektion der Präpositionen.

http://hypermedia.ids-mannheim.de/uebungen//wortarten/Praepositionen/Praepositionen.htm

Aufgabe 4

Lösen Sie die folgende Aufgabe! Achten Sie dabei auf die Rektion der Präpositionen und die Deklination der Artikel und Adjektive!

http://hypermedia.ids-mannheim.de/uebungen//wortarten/Praepositionen/Praepositionen(3).htm

Aufgabe 5

Aufgabe 5: Auch in der folgenden Aufgabe sollen die richtigen Endungen eingesetzt werden.

http://hypermedia.ids-mannheim.de/uebungen//wortarten/Ungarn/Praeposition.htm

 

In einigen Grammatiken (z.B. Helbig/Buscha 1991: 410) werden als und wie als „Präpositionen ohne Kasusforderung“ aufgeführt; diese Betrachtungsweise ist umstritten. Wichtig ist aber, dass als und wie auch ähnlich wie die Präpositionen verwendet werden können, etwa in der Bedeutung von „-ként“:

Testvéreként szerette. → Sie liebte ihn wie einen Bruder.

Da als und wie aber keine „richtigen“ Präpositionen sind, haben sie auch keine Rektion. Die Substantivgruppe, vor der sie stehen, steht in demselben Kasus wie das Wort, worauf sich die als/wie-Gruppe bezieht:

Sie liebte ihnAKK wie einenAKK Bruder.

ErNOM wird als guterNOM Redner bezeichnet.

Diese Art von Kongruenz ist sehr wichtig, weil sie bedeutungsunterscheidend sein kann:

Ich lernte ihn als Student kennen. (= Ich war Student, als ich ihn kennen lernte.)

Ich lernte ihn als Studenten kennen. (= Er war Student, als ich ihn kennen lernte.)

Aufgabe 6

Setzen Sie die fehlenden Endungen ein!

Ich kenne sie als ein sehr angenehm Person.
Sie beschäftigt sich mit Russisch als zweit Fremdsprache.
Er wird als gut Unterhalter bezeichnet.
Sie liebte ihn wie ein Bruder.
Er sprach von dem Versuch als ein zeitaufwändig Arbeitsprozess.

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Aufgabe 6

Setzen Sie die fehlenden Endungen ein!


Ich kenne sie als ein...... sehr angenehm...... Person.
Sie beschäftigt sich mit Russisch als zweit...... Fremdsprache.
Er wird als gut...... Unterhalter bezeichnet.
Sie liebte ihn wie ein...... Bruder.
Er sprach von dem Versuch als ein...... zeitaufwändig... Arbeitsprozess.