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8. Die metrische Reform

Obwohl Opitz in allen anderen Fragen versucht, die deutsche Dichtersprache auf das internationale Niveau zu heben, erkennt er doch, daß man im Deutschen andere metrische Prinzipien anwenden muß. Der Versuch, die lateinische oder romanische Metrik auf deutsche Verse zu übertragen, hatte – etwa auch bei Luther – zu der berüchtigten Tonbeugung geführt: ein Wort mußte gegen seine natürliche Betonung ausgesprochen werden. Opitz bestimmt nun ganz klar den Unterschied des deutschen Verses zum antiken: der griechische und lateinische Vers ist quantitativ, der deutsche ist qualitativ. Im Deutschen kann man nicht Länge und Kürze einer Silbe zum metrischen Kriterium machen, sondern nur Betonung und Nichtbetonung. Damit ist es eigentlich keine Metrik mehr, sondern eine Rhythmik. Im lateinischen Vers ist ein Jambus die Abfolge einer kurzen und einer langen Silbe; im deutschen Vers ist er die Abfolge einer unbetonten und einer betonten Silbe. Das ist ein prinzipieller Unterschied. Auch die lateinische Sprache kennt natürlich Betonungen; auf sie kommt es aber im Vers nicht an. Und auch die deutsche Sprache kennt lange und kurze Silben; auf sie kommt es aber in deutschen Versen nicht an. Diesen Unterschied klar festgestellt zu haben, ist das große Verdienst von Opitz. Mit seiner Forderung, daß auch in Versen die Wörter natürlich betont werden müssen, ist er überall durchgedrungen.

Aufgabe 8

Erklären Sie den Hauptpunkt der metrischen Reform!