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2. Impressionismus

Entstanden zunächst in der Kunst, in der Malerei in Frankreich

[Impression, aufgehende Sonne, 1872 ] (Sonnenaufgang im Hafen von Le Havre)

Claude Monet: Impression soleil levant

[Kindlers Malereilexikon, Bd 4, 470]
 
Reflexe der Wasserspiegelungen Flüchtiger Augenblick
Skizzenhaftigkeit: Lichtvibrationen
verschwommene Konturen

Kunstausstellung von Monet, Cézanne, Pissaro, Renoir, Degas (1874)
ablehnende Kritik, Monet: abwertend als „Impressionist" genannt im Sinne der Oberflächlichkeit
„Das impressionistische Auge ist der menschlichen Entwicklung am weitesten voraus, es ist das Auge, das die kompliziertesten Verbindungen von Nuancen und Farbtönen erfasst und wiedergegeben hat... Die Impressionisten gaben die drei großen Illusionen auf, nach denen sich die akademischen Maler richteten - Linie, Perspektive und Atelierbeleuchtung. Wo der eine nur die Konturen der Objekte sieht, sieht der andere die wirklich lebendigen Linien, die sich nicht aus geometrischen Formen, sondern aus tausend unregelmäßigen Strichen zusammensetzen, die aus der Entfernung zum Leben erweckt werden." (Jules Laforgue)

In der Literatur (zwischen 1890 und 1920)
- das sozialkritische und politische Element des Naturalismus wird aufgegeben
- Rückzug auf die Subjektivität und den Individualismus
- Wiederkehrende Themen: das Leben in einer Scheinwelt, die Flucht vor der Realität und die subjektive Realität psychologischer Vorgänge
- ähnlich wie in der Malerei: Konzentration auf die nuancierte Gestaltung augenblickshafter Empfindungen
subjektive Eindrücke u. Stimmungen
Aber: der Impressionismus sucht in den flüchtigen Augenblickseindrücken den fruchtbaren Moment (Kairos), den Zusammenfall von oberflächlichem Schein und wesenhaftem Sein, eine Offenbarung der Wahrheit

Vgl. Kosztolányi: „egy percre megfogom, ami örök, / lepkéket, álmot, rémest, édeset"
(Mint aki a sínek közé esett...)

Lebenssteigerung im Bewusstsein der Todesverfallenheit
Das erklärt die häufige lebensgenießerische Haltung: „carpe diem" (Horaz: „Pflücke dir den Tag")
die Erfahrung, dass die Wirklichkeit nicht reproduzierbar ist

Darstellung der Bewegung auch in der Bildenden Kunst

Bevorzugte Gattungen: kurze literarische Formen: Skizzen, Novellen, Einakter, Lyrik.
in der Epik: subjektive Erzählhaltung
Beispiele:
- Roman: Rainer Maria Rilke: Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge (1908) → tagebuchähnliche Aufzeichnungen, keine zusammenhängende Geschichte, stattdessen stimmungsvolle Impressionen
- Skizze: Thomas Mann: Vision (1893)
- Novelle: Peter Altenberg: Es geht zu Ende (flüchtige Momentaufnahmen)

„Wie schreibe ich denn?! Ganz frei, ganz ohne Bedenken. Nie weiß ich mein Thema vorher, nie denke ich nach. Ich nehme Papier und schreibe. Sogar den Titel schreibe ich so hin und hoffe, es wird sich schon etwas machen, was mit dem Titel im Zusammenhang steht. Man muss sich auf sich verlassen, sich nicht Gewalt antun, sich entsetzlich frei ausleben lassen, hinfliegen -. Was dabei herauskommt, ist sicher das, was wirklich und tief in mir war. Kommt nichts heraus, so war eben nichts wirklich und tief darin und das macht dann auch nichts."
(Altenberg: Brief an Arthur Schnitzler)
- Drama: Arthur Schnitzler: Anatol (Einakter-Zyklus, 1893)
Weihnachtseinkäufe: Anatol: „leichtsinniger Melancholiker" , Gabriele: „böse Mondaine", sie: „das süße Mädl"
-Lyrik
nuancierte Wiedergabe persönlicher Erfahrungen, seelischer Stimmungen und flüchtiger Sinneseindrücke
bevorzugte Stilmittel:
Synästhesie: Verknüpfung unterschiedlicher Sinneswahrnehmungen
und Oxymoron: Verbindung zweier einander scheinbar widersprechender Begriffe