Landeskunde Österreichs

Lesen Sie den Text und lösen Sie nachher die Aufgabe!

Auch wir sind ein bisserl Weltmeister

Die wechselvollen Beziehungen zweier Nachbarn Georg Markus

Die Deutschen feiern, und wir feiern mit. Nicht, dass wir immer so gut auf unsere Nachbarn zu sprechen gewesen wären, aber aktuell be­wundern wir sie und naschen ein bisserl an ihrem WM-Ruhm. Klar ist, dass uns mit den Deutschen einiges verbindet, aber auch manches von ihnen trennt.

Sprache und Humor

Spruch Nr. 1 in der österreichisch-deutschen Familien­geschichte stammt von Karl Kraus und gilt damals wie heute: „Was Deutschland von Österreich trennt, ist die gemeinsame Sprache.“ Der zweite Spruch ist hingegen widerlegt: „Was den österreichischen Humor vom deutschen unterscheidet, ist, dass es ihn gibt.“ Zwar kommen tatsächlich nicht wenige der in Deutschland beliebten Komödianten aus Österreich: Hans Moser, Paul Hörbiger und Peter Alexander werden in Hamburg ebenso verehrt wie in ihrer Heimat. Allerdings können wir nicht behaupten, dass Loriot, Karl Valentin, Heinz Erhardt oder Hans-Joachim Kulenkampff weniger schmähbegabt gewesen wären.

Wirtschaftswunder

Ab 1945 wieder voneinander getrennt, entwickelte sich Deutschland mit dem Wirtschaftswunder zu Österreichs wichtigstem Handelspartner, der auch für den größten Touristenstrom sorgte. Und doch hielt sich die Liebe der Österreicher zu ihrem großen Nachbarn in Grenzen, wohl weil die Deutschen mit ihren Mercedes-Limousi­nen, VW-Käfern und D-Mark-gefüllten Brieftaschen hierzulande als arrogant eingestuft wurden. Doch die Zeiten sind vorbei. Eine Umfrage ergab, dass wir die Deutschen noch nie so lieb hatten. Mit dem Resultat, dass 47 Prozent der Österreicher von den Deutschen eine „ziem­lich gute“ Meinung haben und nur vier Prozent eine schlechte. Umgekehrt ist die Zustimmung (53 % für die Österreicher) noch größer.

Auf Augenhöhe

Die relativ neue Liebe zu den Deutschen liegt wohl daran, dass „Piefkes“ und „Ösis“ einander heute auf Augenhöhe begeg­nen: Einerseits durch die Partnerschaft in der EU, aber auch, weil der Lebensstandard in beiden Län­dern ähnlich hoch ist, mehr noch: Die Deutschen kommen nicht nur zum Schwimmen und Skifahren, sondern auch, um hier zu studieren und Arbeit zu finden.

Mozart, ein Deutscher?

Die Grenzen, wer Deutscher und wer Österreicher ist, sind fließend. Also wurde neben der Frage, „Wem gehört Beethoven?“ auch diskutiert, wer sich der Herkunft Mozarts rühmen dürfe. Dieser wurde 2003 in einer ZDF-Befragung zum „größten Deutschen“ gekürt – und das, obwohl Wolfgang Amadeus sicher kein Deutscher war. Allerdings auch kein Österreicher: Als er 1756 in der heutigen Mozartstadt geboren wurde, war Salzburg ein souveränes Erzbistum, das erst durch den „Wiener Kongress“ Österreich zufiel, doch da war Mozart bereits tot.

Bei aller Liebe zu den Deutschen: Zu den Stern­stunden unserer Geschichte zählt immer noch jene von Córdoba. Als Hans Krankl bei der Fußball-WM 1978 drei Minuten vor Schluss das Tor zum 3:2 schoss. So glücklich wir damals waren, die Deut­schen aus der Weltmeisterschaft gekickt zu haben, so sehr freuen wir uns heute mit ihnen über ihren Titel.

Kurier, 20.07.2014

• ein bisserl (A) – ein bisschen, ein wenig (D)

• Ösi (D), der – scherzhaft, oft abwertend: Person aus Österreich

• Piefke (A), der – abwertend: Bewohner der Bundesrepublik Deutschland

• Schmäh (A), der – witzige, originelle Bemerkung; Pointe, Scherz

• (Wiener) Schmäh (A), der – als typisch österreichisch angesehene, gelegentlich auch als oberflächliche Freundlichkeit empfundene, charmante Grundhaltung, die besonders im Westen Österreichs den Wienern zugeschrieben wird

Lesen Sie die Aussagen und enscheiden Sie sich, ob sie richtig oder falsch sind?

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