Das Entstehen einer mehrsprachigen Kinderliteratur I.

Über diesen Bereich der Kinderliteratur lassen sich nicht viele Studien finden, als Neuland kann aber der Bereich nicht betrachtet werden, denn 1658 in Nürnberg erschien das Werk von Johann Amos Comenius mit dem Titel Orbis sensualium pictus (Die Welt in Bildern). Das Werk wurde für Schulkinder mit dem Ziel verfasst und ihnen nicht weniger versprochen, als dass sie durch die wichtigsten Gegenstände und Lebensformen der Welt, worauf im Untertitel des Autors hingewiesen wird, geführt werden. Das wichtigste aber, was den Kindern versprochen wird, ist, dass alles was im Buch vorkommt, benannt wird, eine Bedeutung bekommt. Jedem Kapitel geht ein Holzstich vor, auf dem die Wörter anhand von Bildern erklärt werden. Zu jedem Bild, das einen Teil der Wirklichkeit darstellt, gehört ein Begriff, der durch Bild und Text eine Bedeutung erlangt.

Das Buch ist wie ein Wörterbuch aufgebaut, also auf der Hälfte einer Seite befinden sich die deutschen, auf der anderen Hälfte derselben Seite die lateinischen Wörter. Das Ziel war eindeutig die Unterstützung der Kinder beim Fremdsprachenerwerb, aber auf eine moderne Weise, die dem Zeitalter weit vorausging: veranschaulichend und auf die Muttersprache basierend, im Gegenzug zu den anderen geläufigen Methoden, die den Grammatikunterricht in den Mittelpunkt rückten. Die Struktur des Buches ist noch weitaus konstruktiver, über die wir heute behaupten würden, sie sei multilingual und multimedial. Sie stützt sich auf die wahrnehmbar dargestellten Bilder der Welt und versucht auf dieser Grundlage den Kindern Latein beizubringen. Dieses Modell gab dem Sprachunterricht einen neuen Aufschwung und übt dieses Modell, das den Erwerb mit Text und Bildern unterstützt, auch heute noch auf diesen Bereich ihre Wirkung aus.

In der Einleitung (Invitatio) sagt der Lehrer (Magister) zum Kind: „Ich will dich führen durch alle Dinge; ich will dir zeigen alles; ich will dir benennen alles.” Die Methoden von Comenius werden in diesen drei Worten zusammengefasst: führen, zeigen und benennen. Führen, um die Sachen und die höhere Ordnung zu zeigen, zeigen, um die Aufmerksamkeit des Schülers auf den Lerninhalt zu lenken und natürlich die Wirklichkeit zu benennen, den Teil der Welt in Worte zu fassen, um darüber reden zu können.

Laut Comenius verfügt das Buch Orbis pictus über drei Vorteile: es hilft beim Erwerb, lässt das Lesen lieb gewinnen und bietet einen ästhetischen Genuss, damit die Kinder in den Büchern nach der Schönheit suchen. Das Werk ist nach pansofisch-enzyklopädischen Vorstellungen strukturiert, das die Welt harmonisch darstellt und ordnet. Kein Wunder also, dass es im ersten Kapitel um Gott geht und im zweiten um das jüngste Gericht. Das Buch ist zweisprachig und das ist sein auffallendstes Merkmal. Diese Tatsache wird in der Einleitung betont: ein Wort entspricht dem anderen und eine Zeile der anderen (Csorba et al, 1990). 

Auszüge und Bilder lassen sich auf der folgenden Seite betrachten.

Kein Wunder, dass das Werk in viele Sprachen übersetzt und in vielen Ländern ausgegeben wurde, sowie zahlreichen Büchern auch zweisprachigen Wörterbüchern und Comics, als Grundlage, als Vorbild diente.
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Für Interessenten um sich im Thema weiter vertiefen zu können, empfiehlt sich der Artikel der Zeitschrift Magyar Pedagógia. Im Artikel kann man die Geschehnisse vor dem Erscheinen des Buches kennlernen, sowie auch die ungarischen Verknüpfungspunkte zum Buch aber auch die drucktechnischen Spezialitäten der deutschen Druckerfamilie.